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Haben Sie auch schon lustige, peinliche, skurrile kulturell bedingte Fettnäpfchen erlebt? Fühlten Sie sich fremd im Sinne von unverstanden? Erlebten Sie Missverständnisse? Wissen Sie auch manchmal nicht mehr, wo Sie „heimisch“ sind? Sitzen Sie zwischen den Stühlen?
In lockerer Folge lesen Sie hier Erlebnisse, die meine Teilnehmer*innen mir erzählt haben. Ich analysiere mit interkulturellem Wissen, was hinter der jeweiligen Situation stecken könnte. Anhand solch praktischer Beispiele können wir kompetenter werden, uns auf zukünftige Begegnungen vorbereiten, gegeb. Fehler vermeiden und selbstsicherer werden. Viel Spaß beim Lesen und Danke an alle, die ihre Geschichte erzählt haben! Lernen Sie selbst interkulturelle Erlebnisse zu analysieren, lesen in weiteren Veröffentlichungen und informieren sich über Veranstaltungstermine unter Aktuelles.
Im Moment müssen wir uns zweifellos mit großen, schweren Themen befassen. So handelte auch die letzte hier veröffentlichte Geschichte davon, wie die Pandemie eine bis dahin munter hin und herreisende bikulturelle, vermeintlich glückliche Familie unerwartet an ihre Grenzen brachte.
Da tut leichte Kost vielleicht einmal ganz gut. Und was kann es Schöneres geben als etwas gemeinsam zu tun und über Grenzen hinweg zu genießen. Die Rede ist von Musik- eine Sprache, die uns verbindet, die wir alle verstehen, oder?
Hier ist IHRE Geschichte:
Zum Ausgleich für ihren fordernden Job liebt Barbara es zu musizieren. Seit einiger Zeit spielt sie in einem transkulturellen Ensemble*. Von Akkordeon über Posaune bis Kniegeige sind Instrumente verschiedenster Herkunftskulturen vertreten. Das Ganze ist sehr experimentell, klanglich herausfordernd und spannend. Die Sprache wechselt von deutsch, englisch, türkisch und persisch, irgendwie klappt’s!
Aber einmal hat das Zusammenspiel gar nicht geklappt. Immer und immer wieder machten die Musiker*innen bei der Probe nicht das, was der Dirigent von ihnen verlangte. Seltsam, unerklärlich… Mittlerweile waren alle schon leicht angenervt.
Dann aber kam dem musikalischen Leiter die Erleuchtung!!
Was war passiert? In einem Musikstück sind die Takte durchnummeriert, immer in Fünfer-Schritten, also Takt 5, Takt 10, Takt 15 usw. Die Musiker*innen sollten ab Takt 8 einsetzen. Nun stammt der Leiter aus dem Iran und er war in seine alte Gewohnheit gefallen und hatte die Takte schlichtweg von rechts nach links abgezählt. Die mehrheitlich hier aufgewachsenen oder lange hier lebenden Musiker*innen hatten wie gewohnt von links nach rechts die Takte abgezählt. Und da passten die Einsätze natürlich nicht zusammen.
So banal die kurze Episode klingen mag – und es ging ja auch „nur“ um Musik – so zeigt sie, wie frühe kulturelle Prägungen auch nach Jahren immer wieder „aufploppen“ können und Verwirrung auf allen Seiten stiften können. Da hilft nur Geduld, Humor und Toleranz. Und vielleicht ist eine Kakophonie ja auch mal spannend – aus dem Chaos ist bekanntlich auch schon einiges ganz Wunderbares entstanden.
* Transkulturalität: siehe Definition auf der Startseite der Homepage
Helga B. Gundlach: Training - Beratung - Moderation